#RecognizePreconceptionsInMovies – Kleines Reisetagebuch zum Erasmusprojekt in Finnland rund um kritische Filmanalysen, historische Orte und Kulinarisches

  • Arbeitskreise, Austausch

In der Woche vom 29.01. bis 04.02.2023 machten sich elf freudige, neugierige Schüler und Schülerinnen gemeinsam mit ihren Lehrkräften, Frau Hofmann und Herr Gierling, auf den Weg ins Land der tausend Seen. Ziel ihrer Reise war die mittelfinnische Stadt Äänekoski. Mit ihren Austauschpartnern vom Äänekosken Iukio und den ungarischen Mitstreitern des Közgaydasági Politechnikum Alternatív Gimnázium (Budapest) wollten sie gemeinsam die finnische Kultur entdecken und dabei gleichzeitig gegen nationale Vorurteile vorgehen. Im Folgenden gewähren die Entsandten des Hans-Sachs-Gymnasiums kleine Einblicke in eine nur bruchstückhafte Auswahl ihrer vielfältigen, unvergesslichen Erlebnisse…

Sonntag: Hinreise. Auf geht’s nach Äänekoski!
Als wir am Flughafen Helsinki ankamen, mussten wir noch eine Weile auf unsere ungarischen Mit-Austauschpartner warten, was für manche sehr anstrengend war. Wir wollten nun einmal gemeinsam mit einem Reisebus weiterfahren. Das Warten brachte aber auch mit sich, dass wir eine Sache entdeckten, die uns die ganze Woche über begleiten würde: eine riesige Süßigkeitenwand!!! 
Als schließlich alle Mitreisenden in Finnland angekommen waren, mussten wir noch ein paar Stunden Bus fahren. Die Zeit nutzen wir, um erste Bekanntschaft mit den ungarischen Austauschschülerinnen und -schülern zu machen. Außerdem entdeckten wir die finnische, verschneite Landschaft, bis wir schließlich in der Kleinstadt Äänekoski ankamen und endlich unsere finnischen Austauschpartner wiedersahen. 

Montag, Mittwoch, Donnerstag: Film ab!
Während unseres Erasmus-Austausches in Finnland haben wir wirklich sehr viel gesehen und erlebt, aber eine der vielleicht zentralsten Aktivitäten war das Analysieren von finnischen Filmen.
Wir bekamen eine kleine Auswahl ganz unterschiedlicher, landestypischer Filme zu sehen: Lappland Odyssey, Aurora und Compartment Number 6. Sie boten uns auf individuelle Weise einen tieferen Einblick in die finnische Kultur, der mit so mancherlei Vorurteilen aufräumte und andere liebevoll bestätigte und zugleich erklärte. 
Die Komödie Lappland Odyssey beispielsweise illustrierte uns den dunklen, finnischen Humor. Ein meiner Meinung nach unglaublich lustiger Film, der mich vor lauter Lachen schon fast weinen ließ. Der Film Aurora war hingegen eher ein emotionales Erlebnis, der mir die depressiveren Seiten des finnischen Lebens inmitten von Kälte und Dunkelheit aufzeigte und dabei zugleich eine wunderschöne Liebesgeschichte porträtierte. Zuletzt folgte Compartment Number 6, ein Film, der deutlich von der Machart und den Klischees der Mainstream-Filmproduktionen abweicht und eine Geschichte so menschlich und realitätsnah darstellt, dass sie genau so im echten Leben hätte stattfinden können.
Natürlich entspricht diese etwas geschwollene Analyse der Filme nicht dem, was wir während des Schauens zuerst dachten, sondern fasst knapp die Überlegungen aus den abschließenden Gesprächen und Diskussionen etwas zusammen. Vor allem waren diese Programmpunkte für mich ein großer Spaß, denn man verbrachte Zeit mit neuen und alten Freunden und das führte dann zuletzt auch noch zu überraschend „tiefgründigen“ Ergebnissen.

Dienstag: Finnische Sauna und Eisbaden – Ein Wechselspiel der Temperaturen 
Nachdem wir uns am Abend in der gemütlichen, direkt an einem zugefrorenen See gelegenen Holzhütte einquartiert und uns an den mitgebrachten finnischen, ungarischen und deutschen Spezialitäten satt gegessen hatten, zogen wir uns um, um in die Sauna zu gehen. 
Wie funktioniert Saunieren und Eisbaden in Finnland? Hierzu ein Zitat aus einem der Filme, die wir gemeinsam angeschaut haben: „Du gehst ins Eisbad, bis du dich fühlst, als ob du stirbst. Danach gehst du in die Sauna, bis du dich fühlst, als ob du stirbst. Und dann wiederholst du den Prozess, bis du dich richtig lebendig fühlst." Ich selbst fand den Teil mit der Sauna recht schwer zu erfüllen, da unsere „pieni sauna", im Deutschen kleine Sauna, mit uns vielen Schülern nicht zurechtkam und die Temperaturen daher eher einer „türkischen Sauna" glichen. So nennen die Finnen Saunen, die eher bei 45°C und einer hohen Luftfeuchtigkeit laufen und nicht die angestrebten 80-100°C haben.
Das Saunieren an sich wurde nur von der einzigartigen Erfahrung des Eisbadens übertroffen. Das Gefühl, in einem Loch, in einem vollständig zugefrorenen See zu schwimmen, ist atemberaubend und das nicht nur wegen der Temperatur. Anschließend hatten wir noch die Möglichkeit, in nahezu völliger Dunkelheit über den See zu laufen, umgeben nur von unberührter Natur und dem Himmel. Alles in allem war es eine einzigartige Erfahrung, die ich jedem Finnlandreisenden nur empfehlen kann.

Donnerstag: Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren
Am Donnerstagabend entschieden sich einige von uns endlich das zu tun, was wohl jeder zuerst machen würde, wenn er nach Finnland kommt: Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen! Das Schlittschuhlaufen hatten wir wohl ein wenig überschätzt, denn nachdem wir zunächst unsicher auf der Eisfläche standen, fingen wir schon bald an, mehr zu wagen und fanden schnell heraus, dass es wohl doch nicht so schwer ist, wie wir zunächst dachten. Am Ende unserer Schlittschuh-Session fuhren wir dann (absichtlich) in die Schneehügel, die seitlich vom Eis ihren Platz hatten.
Und weil wir danach natürlich noch nicht genug mit Schnee bedeckt waren, nahmen wir unsere Schlitten und begaben uns auf die riesigen Schneeberge gleich neben der Eisbahn. Eines ist uns auf jeden Fall klar geworden: Schlittenfahren in Finnland kann man in keiner Art und Weise mit dem vergleichen, was man hier in Deutschland als „Schlittenfahren“ bezeichnet. Wir mussten wortwörtlich aufpassen, nicht im Schnee zu versinken und uns nichts zu brechen. Es war für mich trotzdem eines der schönsten Erlebnisse während des Austausches, zum einen, weil es einfach unglaublich friedlich dort ist, und zum anderen, weil es echt verbindet, einen Berg zu zweit herunterzufahren und gemeinsam den Nervenkitzel zu erleben. Natürlich sind wir alle immer gesund unten angekommen :). 


Freitag: Noch mehr Eis zum Abschied
Die Eiswanderung am letzten Tag war etwas ganz Besonderes und auch ungewöhnlich für mich, da ich so etwas noch nie gemacht habe. In Deutschland bzw. in Nürnberg gibt es nämlich keine Möglichkeit, auf dem Eis (eines Sees) zu wandern, aufgrund von klimatischen Bedingungen. 
Während der Wanderung beeindruckte mich wieder die Dicke der Eisschicht, die wir tagsüber schon entdeckt hatten. Wir hatten einige Stunden zuvor mit einem speziellen Eisbohrer das Eis an manchen Stellen durchbohrt und daraufhin zumindest versucht, ein paar Fische zu fangen. Leider ohne Erfolg. Insgesamt fand ich diese beiden Aktivität unglaublich eindrucksvoll. 
 

© Clementine (10A), Timm (10D), Marin (10D), Dennis (10C), Sarah (10C), Daniel (10C), Valentin (10C), Marietta Hofmann
 

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